2006/08/29

Auf Hoch(zeits)touren - oder auch: Shoppen mit Hindernissen

Ich habe ihn. Den geeigneten Opener. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mit dem letzten Satz schon gleich zum Anfang das neudeutsche Denglisch in meinen Schreibstil mit einfließen lasse, passt es richtig gut.

Letzten Samstag war ich shoppen... halt nein, stimmt ja gar nicht. Viel besser: Ich war shoppen im Ausland. Hmm, klingt auch blöd. Korrekt wäre eigentlich: Ich habe Hochzeit gefeiert. Nicht meine eigene, wohlgemerkt, sondern die eines alten Freundes. Wir kennen uns seit der fünften Klasse, waren mit unserer Jungenclique oft zusammen unterwegs und haben viele tolle und auch mal bescheuerte Sachen gemacht. Und nun waren wir seit langer, langer Zeit mal wieder alle sechs vereint. Dass da etwas lustiges (und auch teilweise selten dämliches) bei rumkommt, war quasi nicht zu vermeiden.
Aber ich sollte chronologisch bleiben.

Am Anfang war das Packen. Denn es ging - wie erwähnt - ins Ausland. Nach Luxemburg, um genau zu sein. Ganz genau ging es zuerst Richtung IBIS Hotel am Flughafen, und zur Feier dann nach Schloss Schengen, jawohl. Das Brautpaar hat sich nicht lumpen lassen. War auch ein riesiges come together. Aber ich greife vor.
So ging es also los, mit geplanten 5-6 Stunden Fahrzeit vom Herzen Deutschlands aus dem südlichen Zipfel Niedersachsens gen Südwest. Das schöne an der Fahrt war: Viele Staus, teilweise recht lang, aber so richtig. Alle auf der Gegenspur. Herrlich.

Dann kam ein Moment der Besinnung, in welchem ich in mich ging, und noch einmal alle Gepäckstücke vor meinem inneren Auge vorbeiziehen ließ:
Rollkoffer mit Klamotten - check.
Rucksack mit Verpflegung und dem neuesten Perry Rhodan-Roman für zwischendurch - check.
Freundin auf Beifahrersitz - check (ok, das war gemein. Sie ist kein Gepäckstück. Aber manchmal ein Stück. Das hat sie von mir.).
Anzug im Schutzumhang hinter mir aufgehangen - error.
Moment.
Wie?
Bitte?
Es folgte ein innerer Auf- und Urschrei, den ich hier nicht wiedergeben kann. Tja, da waren wir nun, über ein Drittel des Weges war schon geschafft, und bereits drei große Staus in Gegenrichtung gesichtet. Was tun? Klare Sache: Erstmal verfahren.

Der Moment begab sich nämlich zu jener Zeit, als ich beim Autbahnkreuz die Autobahnn hätte wechseln müssen. Und es natürlich eine Zeitlang nicht gemerkt hatte, auf Grund dieses kleinen unnötigen Details. Wer braucht schon einen Anzug, wenn man auf eine festliche Hochzeit geht und sich die Freundin schon neu eingekleidet hat?
Tja, da stand ich nun. Nein, eigentlich fuhr ich, aber egal. Rückkehr war keine Option. Also Plan B: Den Umstand nutzen, dass ich einen Tag früher als meine Freunde, nämlich schon am Freitag, nach Luxemburg fahre. Die Hochzeitsfeier war am Samstag um 16.00 angesetzt, also hieß es Freitagabend ankommen und irgendwie am Samstagvormittag einen Anzug besorgen.

Das Hotel war zuzüglich einiger Kurverei dann auch gefunden, und nach dem Einchecken war das dortige Abendessen sehr erholsam. Man glaubt es übrigens kaum, aber im Tisch vor dem Fenster haben die doch glatt einen aufklappbaren Schminkspiegel installiert! Sowas war mir neu... Meine Freundin war begeistert. Gebt es zu, auf den Satz habt ihr gewartet.
Schnitt. Samstagvormittag, nach dem späten Frühstück, 11.00 Uhr.
Die Dame an der Rezeption empfiehlt uns das Centre Commerciale "Auchamps". Die Wegbeschreibung hätte einem Einheimischen locker gereicht. Mir nicht, wie sich am Kreisel herausstellte. Aber in einem Reisebüre trafen wir eine Dame, die uns den Weg besser beschrieben hat. Auch auf deutsch, so wie Variante eins.

Das ist übrigens das witzige in Luxemburg: Drei Sprachen parallel nebeneinander, immer abwechselnd. Geschwindigkeitsschilder auf der Autobahn auf Deutsch, und dann die Ausfahrten nur auf Französisch, während die Hinweise auf den Flughafen auf Englisch geschrieben waren. Faszinierend. Aber es kommt noch besser.
Am Einkaufszentrum (denn nichts anderes bedeutet ja das französische Wort von oben) angekommen, klappern wir die Schaufenster der Läden ab. Einer bleibt übrig, der erfolgsversprechend scheint. Also rein da.
Das Verkaufsgespräch startet mit der Feststellung, dass die Dame, die dort alleine den Laden schmeißt, ausgerechnet zu den wenigen gehört, die weder Deutsch noch Englisch sprechen. Bis zur Hochzeit sind es noch 3 Stunden. Wir können beide kein Französisch. An dieser Stelle beginnt der Einkaufsbummel interessant zu werden.
Nun gut, ich habe noch Restwissen aus der Schule, aber mein Vokabular ist total aus der Übung. Gerade bei Französisch ist Praxis das A und O. Aber wir waren richtig gut darin, ihre Gesten und Mimik zu interpretieren. Und nach und nach verstand ich auch ihre Sprache besser, konnte sogar sinnvoll antworten - nach sekundenlangem Nachdenken vor jedem Kommentar meinerseits.

Zu guter Letzt verließen wir das Geschäft mit einem kompletten Anzug plus zweiter Hemd und Krawatte-Garnitur (weil ich mich mal wieder nicht entscheiden konnte) mehr, und einem gehörigen Batzen Geld weniger auf dem Konto.
Kurz - sehr kurz - vor der Abfahrt stellte ich noch eine entscheidende Frage: "Sag mal, weißt du eigentlich, wie man eine Krawatte bindet?". Mein persönliches Hobby *wie treibe ich meine Freundin in den Wahnsinn* hatte unerwartet spontan ein weiteres Erfolgserlebnis zu verzeichnen.
Zur Hochzeitsfeier kamen wir dann auch rechtzeitig und hatten viel Spaß dort. Es war echt schön, die Truppe mal wieder zusammen zu haben. Und so viele Nationalitäten hab ich noch auf keiner Hochzeit gesehen - die Braut ist eine in Südafrika geborene Engländerin. Ergo: Briten, Belgier, Franzosen, Luxemburger, Amerikaner, Südafrikaner, Neuseeländer, und Deutsche. Keine spezielle Reihenfolge.

Eigentlich wäre die Story jetzt zu Ende. Wenn ich nicht solche Freunde hätte, die auch mal über die Stränge schlagen können. Drei von ihnen haben immer noch nicht gelernt, beim Alkohol Maß zu halten. Als meine Freundin und ich zum Hotel aufbrachen, ging es noch ganz gut. Aber ich hätte dem "Wir schauen dann gleich noch vorbei" doch mehr Aufmerksamkeit widmen sollen... Drei Stunden später, so gegen 4.38 (ich hab danach auf die Uhr geschaut) stürmten sie nämlich zu dritt in unser Zimmer. Jawohl, in das Hotelzimmer. Das, wie die meisten seiner Art, eine elektronische Schlüsselkarte besitzt. Bedingt durch die Müdigkeit waren wir noch stinkiger, als es eh schon der Fall gewesen wäre, so dass sie dann recht schnell verschwanden. Nicht, ohne eine Zigarette auf dem Teppich zurück zu lassen. Und die drei hatten sich allesamt 5 Stunden vorher beim Spiel als "Nichtraucher" gemeldet. Soviel dazu.
Am folgenden Morgen sind meine Freundin und ich dann abgefahren, ohne noch darauf zu warten, dass die Herren ihren Rausch ausschliefen. Wir kamen dann soger ziemlich flott nach 5 Stunden Zuhause an.

Am selben Abend erreichte mich dann noch ein Anruf eines ziemlich geknickten alten Freundes, der sich stellvertretend für die drei entschuldigte. So bestätigte sich dann auch meine Vermutung, dass sich einer der drei an der Rezeption für mich ausgegeben hatte, um an die Karte für mein Zimmer zu kommen. Sicherheitsvorkehrungen sind leider immer relativ, und oft relativ leicht zu umgehen. Ein anderer der drei musste unbedingt noch eine Flasche öffnen und dafür Rezeption und Bar nach einem Korkenzieher durchsuchen. Fast wären sie dafür verhaftet und in eine Ausnüchterungszelle gestopft worden. Hätte ihnen vielleicht gut getan.
So, nun bin ich aber wirklich am Ende angelangt.
Zuhause hing mein Anzug übrigens genau da, wo ich ihn hin gehangen hatte: Direkt neben der Tür.
Damit ich ihn auch ja nicht vergesse.

2006/08/23

Der Anfang

Aller Anfang ist schwer. Man könnte es auch als schwere Geburt bezeichnen.
Nichtsdestotrotz werden hier bald Gedanken aus verschiedenen Quellen - die ihren Ursprung alle in mir haben - zu Worten geformt und in Schrift gebannt werden.
Seid gewarnt!