2009/07/16

Unerwarteter Besuch

Neulich bei mir Zuhause: Es klingelt.

Verdutzt, da ich keine Person erwarte, horche ich an der Gegensprechanlage. Ich dachte an eine Paketlieferung für einen der Nachbarn.

Weit gefehlt, es war ein Herr vom Ordnungsamt, und er wollte zu mir. Genauer gesagt, er wollte meinen Wagen abschleppen lassen...
Huiii, das gab Adrenalin! Auf in die Schuhe und erstmal runter zu dem Herrn. Während dessen gingen mir diverse Gründe durch den Kopf. Einer davon sollte sich alsbald als richtig erweisen.

Der Mensch war (ich gebe zu: unerwartet) höflich und freundlich. Und ja, es handelte sich tatsächlich um mein Auto, um das es ging.
Und ich hatte zwar nicht falsch geparkt - wie ein anderer, der des öfteren gleich zwei Parkplätze auf Grund mangelnden Hirnschmalzes benutzt - doch zum ersten Mal überhaupt war mein Parkausweis von mir nicht hinter die Windschutzscheibe gelegt worden!

Da ich gestern nicht mit dem Wagen unterwegs war, hatte ich das Knöllchen auch nicht gesehen... und das übliche Prozedere ist halt, am zweiten Tag einen Wagen dann zu entfernen. Glücklicherweise hat der Mann anscheinend mitgedacht, sich nach der Adresse des Halters erkundigt, udn in mir einen Anwohner erkannt. Vielleicht kannte er mein Auto auch schon von diversen Kotrollgängen.
Immerhin gab mir das die Gelegenheit, zur rechten Zeit Zuhause zu sein (und damit viel Glück zu haben), und mir die Abschleppkosten zu ersparen.
Ich brauchte nur den Anwohnerausweis an seine übliche Stelle legen, und damit war die Sache in Ordnung.

Naja, auf den Brief zum Knöllchen warte ich noch...

2009/07/09

Die Gallenblase - ein Relikt der Evolution

Welche Einschränkung man zum Einen, und welche Relativierung man zum Anderen erfährt, wenn eine Zeit lang der Netzzugang nicht möglich ist, habe ich vor kurzem erlebt:
Unfreiwilligerweise musste ich mich einer Operation unterziehen (meiner ersten), und da die Beschwerden vorzeitig untragbar wurden sogar verfrüht ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Schonmal vorweg: Die ersten Tage waren stark veränderter Wahrnehmung unterworfen - ein gesunder Mensch hat viele Wünsche, ein kranker nur einen...

Es begann schon einen Monat früher, auf der Chorfahrt. Zweimal hatte ich dort Schmerzen im Oberbauch, die nicht durch Mittel gegen Sodbrennen verschwanden, selbst der H2-Blocker funktionierte nicht.
Kurze Zeit später ging es daheim weiter, spätabends oder nachts fingen die Beschwerden an, und hörten nach drei bis fünf Stunden irgendwann wieder auf. Es pendelte sich ein Rhythmus von 2-3 Tagen ein, so dass ich nach einiger Zeit einen ordentliches Schlafdefizit aufzubauen begann.

Als erstes wurde eine Magenspiegelung gemacht, bei der nur entdeckt wurde, dass der untere Teil der Speiseröhre leicht entzündet war und ich eine permanente Refluxerkrankung besitze - was ich mir schon vorher gedacht habe.

Da die Behandlung mit täglichem H2-Blocker im Anschluss nichts brachte, sondern die Schmerzen eher heftiger wurden, bin ich drei Tage später wieder zum Arzt und habe einen neuen Termin für eine Ultraschalluntersuchung bekommen. Ich erinnerte mich nämlich an eine Zeit aus meiner Kindheit, zu der mein Vater ähnliche Symptome gehabt hatte, und es bei ihm an der Galle lag.
Tja, darauf lief es dann auch bei mir hinaus: ein Gallenstein in der Gallenblase. Lösung: Entferung derselben. Gleich einen Termin gemacht.

Ungefähr viereinhalb Tage vor der OP hatte mein Gallenstein jedoch die Idee, Richtung Ausgang der Gallenblase zu wandern, diese dadurch zu verstopfen und eine Entzündung hervor zu rufen. Das artete dann eines Abends in Krämpfen aus, die zum ersten Mal NICHT nach ein paar Stunden abklangen, sondern permanent blieben und mich auch zur Komplettleerung meines Magens in mehreren Etappen leiteten. Und zwar so, dass ich ziemlich exakt 12 Stunden später bei meiner Hausärztin war, welche mich dann gleich per Krankentransport in die Zentrale Notaufnahme hat bringen lassen...

Als Eingangsuntersuchung gab es erst eine weitere Ultraschalluntersuchung, bei der nicht genau festgestellt werden konnte, ob der Stein noch in der Blase war oder nicht. Arglglgl. Also bekam ich noch eine Magenspiegelung mit Endoskopiegeräten, quasi ein Ultraschall von innen heraus. Glücklicherweise unter Betäubung. Gut, dass ich vorher schon ein OP-Leibchen angezogen hatte, war nämlich gleich voller erbrochener Galle. Lecker. Naja, Hunger hatte ich da schon eh nicht mehr.

Immerhin hatten bis dahin endlich die Schmerzmittelinfusionen zu wirken begonnen, welch eine Erlösung. Den Rest des Tages hab ich damit verbracht, den verpassten Schlaf der vorigen Nacht nach zu holen.
Tags darauf wurde mir eröffnet, dass die Entzündung mit Antibiotika erstmal eingedämmt würde, der OP-Terminkalender zu voll wäre und daher mein bereits avisierter Termin anstünde. Und ich zur Beobachtung das Wochenende vor Ort bliebe.
Soweit, so gut. Dadurch konnte ich endlich mal wieder etwas in meinen Shadowrun-Büchern lesen (mehr dazu in einem anderen Eintrag). Schlimm wurde es leider noch am Abend vor der OP, als der drei Tage-Rhythmus rum war und sich tatsächlich nochmal eine Gallenkolik aufbaute! Tja was soll ich sagen, sie hielt bis zur Operation am folgenden Morgen an, und das Nachtpersonal musste mit den Schmerzmitteln rotieren, weil man eine Infusion nur alle vier Stunden pro Mittel geben kann - was bei mir bei Weitem nicht ausreichte.

Immerhin war ich frühmorgens der erste Patient auf der Liste, mein Bauch wurde rasiert und ich zur Narkose gebracht. Vom Rest des Tages habe ich dann nicht mehr viel mitbekommen... meine Freundin kam mich nachmittags besuchen und ich bin wohl dauernd weg genickt.
Das wurde erst besser, als ich gegen 22 Uhr zum ersten Mal wieder einen Brechreiz verspürte und mich ordentlich übergab. Da das Zeug sehr dunkel war, vermute ich unverdauliches Blut oder so... naja egal, auf jeden Fall war ich danach zum ersten Mal an dem Tag wieder völlig klar im Kopf und konnte gleich mal meine Freundin anrufen, dass es mir besser ginge.
Gut, das war im Nachhinein auch übertrieben, weil die folgende Nacht auch sehr unangenehm und von oraler Entleerung geprägt war, aber egal.

Mit Erschrecken musste ich am ersten post-OP-Tag feststellen, dass ich nach der Operation eine zweite Braunüle erhalten hatte - an der linken Hand. Ich hatte mich gerade erst daran gewöhnt, halbwegs Linkshänder zu sein, nachdem die erste Braunüle in meiner rechten Armbeuge steckte! Arg.
Ich fühlte mich sowas von eingeschränkt, das war echt ätzend. Dazu kam, dass ich mich bewegen musste, um die überschüssige Luft, die während der OP in meinen Bauch gepumpt worden war, wandern lassen zu können. Die diffundiert dann zum Großteil in die Lunge und ins Gewebe. Ging alles nur sehr langsam, weil ich ja auch noch eine Wunde im Bauch hatte...

Zum Glück hatte ich einen Arzt, der sehr kompetent in der Anwendung der Schlüssellochtechnik ist. Daher werden mir nur vier kleine Narben verbleiben, und kein großer Schnitt. Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich am dritten Tag nach der OP wieder das Krankenhaus verlassen durfte.

Davor hatten mich meine Eltern noch überrascht, die spontan für einen halben Tag vorbei gekommen waren, und dann wieder zurück in den Pott fahren mussten. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!
Natürlich auch an meine Freundin, die täglich vorbei schaute. Und jonas, der mich noch im Krankenhaus erwischt hatte. Sowie an meinen Chor, der mir durchs Telefon ein Ständchen brachte. Sowas hat man auch nicht alle Tage :-)

Tja, dann kam ich passend zur Generalprobe für die Chorkonzerte wieder nach Hause - und fühlte mich wie ein Krüppel. War alles sehr eingeschränkt am Anfang, und ich bin froh, dass der Heilungsprozess recht zügig voran schreitet. Die Konzerte konnte ich leider nicht mitsingen, doch immerhin vor Ort sein. Und mittlerweile sind die Fäden raus, ich kann aufrecht stehen, und sogar das Lachen scheint wieder vollends machbar zu sein. Schwer heben geht noch nicht, daher auch noch der Krankenschein... Singen ist auch noch nicht auf Dauer drin. Doch auch das wird schon wieder irgendwann.

Und hier noch das Fazit zum Anfang:
Vor allem das Warten auf die Entlassung vertrieb ich mir mit Büchern, wiedergewonnener Bewegungsfreiheit, und ab und an dem guten alten Telefon.
Und ich habe dort das Internet nicht wirklich vermisst. Vielleicht weil ich wusste, dass ich irgendwann ja wieder online sein werde. Vielleicht auch, weil es doch kein so grundlegendes Bedürfnis des Menschen an sich ist?
Oder man kann sich so schnell entwöhnen, wie man sich daran gewöhnt.